Mein Weg aus dem Übergewicht

mein OP-Bericht

23.11.2009 – Einrücken und Voruntersuchungen

Gegen 8 Uhr waren mein Mann und ich der Aufnahme des IMZ im Krankenhaus Sachsenhausen angekommen. Reichlich nervös meldete ich mich an und bekam erst mal einen riesen Stapel Papier zum durchlesen und unterschreiben: Allgemeine Infos, Zuzahlung zum Aufenthalt, über die Narkose, über Thromboseprohylaxe, über den Eingriff, über die Alternativmethode (falls der Schlauchmagen nicht geht aus irgendwelchen Gründen), über Bluttransfusionen usw. usf. Bei den ganzen Risiken, die da aufgeführt wurden, wurde es mir ganz anders. Aber alles tapfer gemacht und Fragen für das Gespräch mit dem Arzt gemerkt. Dann ging es auf die Waage (129.8kg). EKG und Blutentnahme mit legen eines Zuganges folgte. Dann kam ein Arzt und ging alle Papiere mit mir noch durch und erklärte alles noch mal in einfachen Worten. Eine Sonographie vom Oberbauch ergab auch, dass alles bestens ist. Danach ging es weiter zur Anästhesistin. Auch hier wurde noch mal alles genau durchgesprochen, damit ja nichts schief geht. Nächste Station der Lungenfunktionstest. Auch alles in Ordnung. Dann ging es auf Station und ins Zimmer. Dort konnte ich dann erst mal alles auspacken und auf die Magenspiegelung warten, vor der ich gehörige Angst hatte.

Und dann war es soweit. Ich wurde geholt, samt Bett. Ich dachte, ich muss sterben vor Aufregung. Dort angekommen ging es in den Behandlungsraum. Überall Apparate und halt Schläuche, grusel. Ich musste mich auf die linke Seite legen und wurde im Rücken abgestützt. Das Personal war nicht sehr redefreudig und es war völlig egal ob ich Schiss hatte. Na toll, dachte ich bei mir. Dann kam der Oberarzt und der war mein rettender Engel. Er begrüßte mich mit Handschlag und mussten feststellen, dass meine Hände eiskalt und feucht waren. Was denn los wäre? Als ich sagte, dass ich wahnsinnige Angst hätte, sagte er, dass er doch bei mir wäre und ich gleich schlafen und unter Garantie nichts merken würde. Und wenn doch, dass dürfte ich mit ihm schimpfen. Er nahm mir einiges an Panik. Der Beißschutz wurde angebracht, dann wurde es schwummerig und weg war ich. Ein halbe Stunde später ging es ins Zimmer und ich war schon wieder putzmunter. Und – nichts gemerkt. Zum Glück gab es dann endlich was zu trinken. Das Einzige was blieb waren leichte Halsschmerzen.

Resultat: Alle Werte waren in Ordnung und alle Tests unauffällig. Der OP stand also nichts mehr im Wege.

Abends musste ich dann noch abführen (ein ekelhaftes Gesöff). Und hatte dann drei Stunden später meinen „Spaß“. Aber alles halb so wild, war ja nicht viel drin.

24.11. 2009 – OP und Intensivstation

Ich war die Zweite auf dem OP-Plan. Mir gingen so was von die Nerven durch. Ich war nur noch am Heulen. Ich glaube, wenn mir jemand gesagt hätte, ich könne heim gehen, ich wäre gegangen. Gleich morgens sollte ich mich rasieren (hatte ich aber schon zu Hause erledigt), das Engelshemdchen und Thrombosestrümpfe anziehen und die LMAA-Tablette nehmen. Ich weiß gar nicht, wie ich drauf gewesen wäre, wenn ich die nicht genommen hätte.

Um halb zehn war es dann soweit. Es ging los. Mein Mann begleitete mich noch so lange er durfte und dann war ich mit meiner Panik alleine. Aber alle Schwestern im OP-Bereich waren total lieb und nett und haben sich ganz lieb gekümmert. Es wurde etwas besser. Ich bin dann vom Bett auf die fahrbare Liege umgestiegen und wurde festgeschnallt, aber nur die Beine, zudeckt und in den Vorbereitungsraum geschoben. Es piepste und summte überall. Oh Gott! Da lag ich nun. Was tue ich hier eigentlich? Das war mein einziger Gedanke. 10 Minuten passierte gar nicht, dann kam eine Schwester und stellte schon mal die Spritzen mit den Narkotika hin, klemmte meinen Finger zur Sauerstoffüberwachung an und fragte nach Namen und nach dem Eingriff und glich dann mit ihren Daten ab. Passte! Und dann kam die Anästhesistin mit ein paar Leuten im Anhang. Wir hätten Gäste, eine Studentin und einen Rettungssanitäter, die sich den Eingriff gerne anschauen würden, ob das okay wäre. Ich sagte nur, solange die die Finger von mir lassen, soll es mir recht sein. Zehn vor Zehn. Es ging los. Mir wurde eine Sauerstoffmaske auf die Brust gelegt und dann hörte ich nur noch, dass ich was schönes denken solle (ich schaute auf die Uhr: 9:50 Uhr) und es mir gleich etwas schwindelig würde. Weg war ich!

Um wie viel Uhr ich genau wieder wach war, weiß jetzt nicht, aber es war ca. 12 Uhr. Ich hörte meinen Mann fragen wie es mir denn ginge, ich rief nur, dass ich wach wäre. Er war erleichtert. Er wollte aber erst wieder so gegen 15 Uhr wiederkommen. Und schon schlief ich wieder ein. Wach wurde ich ein paar Stunden später. Ich lag in einem super bequemen Bett mit Luftpolstermatraze, genial. Ich war mit Elektroden zur Überwachung an geklemmt, links aus meinem Bauch kamen zwei Drainagen raus, hatte wieder so einen Stöpsel am Finger und hatte eine Manschette zum Blutdruckmessen (automatisch alle 15 Minuten). Natürlich auch einen Zugang )genauergesagt drei, wovon aber nur einer genutzt wurde) für Infusionen und eine angeschlossen Schmerzpumpe zur Selbstbedienung, die aber im gesamten Aufenthalt nur 6 Mal nutzte. Schmerzen konnte man das eigentlich gar nicht nennen. Es ziepte ein wenig, aber das war es auch schon. Aber das Schmerzmittel (Novalgin), welches ich sehr gut vertragen habe, machte so schön müde. Und das kam mir gelegen, denn auf der Intensiv war es total laut. Überall Piepsen, Summen, Tür auf, Tür zu, stöhnende bis schreiende Patienten, jede Menge Leute und manchmal nicht sehr leises Personal. Mein Mann war dann auch wieder da. Ich schickte ihn allerdings nach einer Weile wieder heim, weil ich ständig ein dusselte. Die Nacht war unspektakulär. Der Blutdruckmesser wurde auf stündlich gestellt, was das Schlafen natürlich sehr erleichterte.
Das Personal selbst war super. Alle nett und freundlich. Es kam in regelmäßigen Abständen jemand, der nach mir schaute, auch die Ärzte.


25.11.2009 – Intensivstation und wieder im Zimmer

Morgens wurde ich zeitig geweckt. Blutabnahme stand auf dem Programm, alles in Ordnung. Kreislauf kontrolliert, alles in Ordnung. Ich dürfe dann wieder auf Station. Ich wurde ab gestöpselt von den Maschinen, der Blasenkatheder wurde gezogen und ich durfte mich waschen. Selbst das Aufsetzen war nicht wirklich schlimm. Zog ein wenig und fertig. Die Ärzte fanden es gut, dass ich so schnell wieder fit war. Kurze Zeit später kamen zwei Schwestern von der Station mit meinem dortigen Bett und holten mich ab. Umsteigen musste ich selbst. War zwar etwas wackelig und wurde gestützt (wegen dem Kreislauf), aber es ging. Zurück im Zimmer hatte ich eine neue Zimmergenossin. Sehr nette Frau, der die Galle entfernt werden musste. Die Schmerzpumpe wurde mir zwar mitgegeben, aber gebraucht habe ich sie nicht mehr. Und nicht nur das: mich empfing ein herrlicher Strauß roter Rosen!

Den ganzen Tag kamen Schwestern und überprüften meinen Vitalfunktionen und Temperatur, alles war bestens. Ich bekam eine Infusion nach der anderen und hatte dann irgendwann das Toiletten-geh-Problem. Aber es ging sogar alleine. Ich war selbst überrascht. Nur die ganzen Schläuche waren irgendwie immer im Weg. Das Bett war im Gegensatz zu dem auf der Intensivstation total unbequem, was recht schnell mit heftigsten Rückenschmerzen quittiert wurde. Die Ärzte kamen und schauten nach mir und waren zufrieden. Ein Tropf nach dem anderen dämmte den Durst ein, aber irgendwie hatte ich immer ein pelziges Gefühl im Mund. Ich war froh als mein Mann kam und mich etwas ablenkte.

Nachmittags wurde dann noch mal der Oberbauch geschallt, auch hier wieder alles bestens. Die eine Drainage könne dann morgen und die andere übermorgen raus. Und ich bekam noch einen Atemtrainer, damit die Lunge nicht zusammenfällt durch die flache Atmung wegen dem vielen Liegen und es zu keiner Lungenentzündung kommt. Lustiges kleines Spielerchen, was haben wir gelacht.


26.11.2009 – auf Station

Mir ging es immer besser und ich war oft unterwegs auf dem Gang und im Wartebereich, wo sich immer mehr Operierte zusammen fanden. Fast alle waren mit Komplikationen da. Und davon wieder fast alle aus anderen Kliniken. Timo und ich hatten schon das Gefühl, dass wir die einzigen sind, bei denen das so problemlos verlief.

Die Ärzte waren weiterhin zufrieden und wollten mich Sonntag heimschicken. Nach ein bisschen Augenklimpern und „geht das nicht auch schon Samstag“ fragte der Professor nur, wie es mir denn ginge. Ich sagte nur „blendend“, die Schwestern stimmten zu und der Prof sagte „Tschüss“ und ging grinsend wieder raus.

Nachmittags wurde dann der erste Schlauch gezogen. Ich hatte so Angst davor, weil ich da schon solche Horror-Geschichten gehört hatte. Aber es ging ruck zuck und ohne Schmerzen. War aber auch nur ca. 3 cm lang. Der andere würde etwas unangenehmer werden, wurde mir schon prophezeit. Schluck! Bei der Gelegenheit wurden alle Pflaster ausgetauscht, heilt alles super ab.

Und weil so schön war, waren inzwischen alle drei gelegten Zugänge dicht und es musste ein neuer her. Nach 8 !!! Mal stechen lag dann einer mehr schlecht als recht und hielt sage und schreibe 2 Stunden. Ich und meine Venen, ein Drama.

Zwischendurch kam ein Physiotherapeut und brachte ein Theraband mit entsprechenden Übungsanleitungen damit ich was zu tun hätte. Als ich aber sagte, dass ich eh schon den ganzen Tag rumflitze, lachte er und meinte, dann wäre ja alles gut.

Ja und noch was: es gab heute 4x 50ml Wasser (wahlweise auch Tee) zu trinken. Ihr glaubt gar nicht gut Wasser schmecken kann.

Am Abend wurde dann mal wieder ein Zugang gesucht. Ich sah schon aus wie ein Schweizer Käse und siehe da, sogar auf Anhieb getroffen. Aber die Flüssigkeit musste ja rein.

27.11.2009 – auf Station

Oh Wunder, ich konnte sogar schon auf der rechten Seite wieder schlafen, was meinem Rücken nun sehr entgegenkam.

Und wie könnte es anders sein: Zugang wieder platt. Die Ärzte waren am verzweifeln. Die Studis trauten sich nämlich schon gar nicht mehr zu stechen, also mussten die alten Hasen ran, die das auch nicht lustig fanden. Letztendlich wurde nur Blut abgenommen und kein Zugang gelegt (Vene war dafür nicht geeignet) und ich zu 1,5 Liter Trinken an diesem Tag verdonnert. Eine ziemliche Aufgabe mit einem so kleinen Magen, aber ich habe es geschafft.

Dementsprechend gab es heute Wasser zur freien Verfügung und die erste Brühe zu Mittag. Man glaubt nicht, wie gut so was schmecken kann, lach.

Am Nachmittag sollte die zweite Drainage raus. Und was hatte ich Bammel. Aber was muss, das muss, nicht wahr? Erst wurde alle Pflaster entfernt und die Naht am Schlauch gelöst. Dann musste ich tief atmen und bei jedem Ausatmen (4 mal) wurde gezogen. Weh getan hat es zwar nicht wirklich, aber es war ein sehr ekliges Gefühl, wie sich die 40cm Schlauch aus dem Bauch gewunden haben, schauder. Ab da war ich dann „frei“. Nichts war mehr im Weg. Genial.

28.11.2009 – auf Station und HEIM

Ich konnte es kaum erwarten heim zu fahren. Ich habe ausgiebig geduscht mit anschließendem Pflasterwechsel und die Visite abgewartet, die trotz Samstag recht früh kam. Alle gaben ihr Okay und ich konnte meinen Koffer packen. Was habe ich mich gefreut.

Was ich bis heute nicht verstehe war das Frühstück. Wie kann man denn zum Frühstück Spargelcremesuppe servieren? Pfui Teufel!

Um 11 Uhr waren dann meine Eltern da und brachten mich nach Hause. Und was soll ich sagen: zu Hause ist es immer noch am Schönsten.

Jetzt ist noch Schonung angesagt und alle schön langsam angehen lassen. Bisher hatte ich noch keine einziges Mal Hunger. Ich esse halt, weil ich muss, aber nicht weil es mein Magen sagt, sondern der Kopf. Daran muss ich mich noch gewöhnen.

Fazit: Alle Angst im Voraus war völlig unbegründet. Ich empfand die ganze Sache als sehr harmlos.

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